Kryokonservierung
Folgende Zellen und Gewebe können kryokonserviert werden:
Befruchtete Eizellen (sogenannte „Vorkernstadien“):
Wenn bei einer IVF- oder ICSI-Therapie mehr befruchtete Eizellen entstehen, als für den Embryotransfer vorgesehen sind, können diese eingefroren werden. Die Lagerung erfolgt im Vorkernstadium in flüssigem Stickstoff bei -196 Grad Celsius und ist über viele Jahre ohne Qualitätsverlust möglich. Sollte die erste Behandlung nicht zu einer Schwangerschaft geführt haben oder nach Geburt eines Kindes ein weiterer Versuch für ein Geschwisterkind gewünscht sein, kann auf die eingefrorenen Zellen zurückgegriffen werden.
Die Schwangerschaftschancen sind bei Behandlung mit kryokonservierten befruchteten Eizellen zwar etwas geringer als bei Behandlung mit „frischen“ Eizellen, dafür muss sich die Frau keiner erneuten Spritzenbehandlung, Punktion und Narkose unterziehen um frische Eizellen zu gewinnen. Eine Überstimulation ist ausgeschlossen.
Die aufgetauten Zellen entwickeln sich ganz normal, eine gesundheitliche Beeinträchtigung des entstehenden Embryos oder des Kindes ist nicht zu befürchten.
Unbefruchtete Eizellen
Als „Fruchtbarkeitsreserve“ (www.fertiprotekt.de) können im Fall einer Krebserkrankung einer Frau die keinen Partner hat unbefruchtete Eizellen vor einer Chemotherapie und/ oder Bestrahlung kryokonserviert werden, um auch nach der Behandlung noch eine Schwangerschaft zu ermöglichen. Wir sind im Netzwerk „Fertiprotekt“ organisiert.
Auch als sogenanntes „Social freezing“ (Fruchtbarkeitsvorsorge) findet dieses Verfahren zunehmend Anwendung. Junge Frauen können Eizellen zur (möglichen) Erfüllung ihres Kinderwunsches zu einem späteren Zeitpunkt bzw. in höherem Alter kryokonservieren lassen.
Spermien
Selbstverständlich können auch Männer als „Fruchtbarkeitsreserve“ vor einer Chemotherapie oder als Sicherheit für eine ICSI-Behandlung bei schlechtem Samenbefund Spermien kryokonservieren lassen. Für eine Behandlung mit Spendersamen werden stets kryokonservierte Spermien des Spenders verwendet.
Hodengewebe
Hat ein Mann keine Samenzellen in seiner Samenflüssigkeit (z.B. aufgrund eines Samenwegsverschlusses oder nach Sterilisation) können diese aus Hodengewebe gewonnen werden (TESE). Nach Entnahme muss das Hodengewebe bis zur Verwendung für eine ICSI-Behandlung kryokonserviert werden.
Eierstockgewebe
Im Fall einer Krebserkrankung einer Frau kann vor der Chemotherapie und / oder Strahlenbehandlung Eierstockgewebe entnommen und zur späteren „Rückverpflanzung“ nach Behandlungsende kryokonserviert werden. Gelingt dies, ist im Idealfall eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg möglich.
Die Kryokonservierung von Vorkernstadien und Eizellen erfolgen am Standort Dortmund, die Kryokonservierung von Samenzellen und Hodengewebe am Standort Dorsten.
Die Kryokonservierung bewirkt keine Fehlbildungen bei den entstehenden Kindern.
Kryokonservierung von Ei- und Samenzellen sowie Eierstockgewebe kann bei bösartigen Erkrankungen mit Notwendigkeit einer Chemotherapie und/ oder Bestrahlung die einzige Möglichkeit zum Erhalt der Fruchtbarkeit darstellen.
Maßnahmen der Kryokonservierung werden von den gesetzlichen Krankenkassen regulär nicht und von den privaten Krankenkassen nur im Einzelfall übernommen. Bei einer Kryokonservierung vor einer Chemotherapie und/ oder Bestrahlung werden die Kosten von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.
Wörterbuch
Kryo = griechisch Kälte
conservare = lateinisch erhalten, retten, bewahren
Kryokonservierung = Einfrieren und Lagerung von Gewebe
Vorkernstadium = befruchtete Eizelle vor der Verschmelzung des mütterlichen und väterlichen Zellkerns = letztes Stadium vor der Entstehung eines Embryos
Überstimulationssyndrom = Bildung zu vieler Eibläschen durch die hormonelle Stimulation, ggf. mit Zunahme des Bauchumfangs und Schmerzen verbunden